Säbelrasseln unter Freunden

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08.04.2019 – Special report. Das kennen wir schon: Gerade sollen die Saudis die USA wieder vor einer Anti-Kartell-Gesetzgebung gewarnt haben. Riad werde im Fall der Verabschiedung des NOPEC-Aktes den Dollar fallen lassen. Den meisten Brokern entlockt die Sache wohl nur ein Schulterzucken. Doch was, wenn diesmal der Konflikt tatsächlich eskaliert – und Petrodollars als Waffe in einem ökonomischen Krieg eingesetzt werden? Wir beleuchten die Hintergründe.

Es gibt immer ein erstes Mal

Vielleicht geht es aus wie immer: NOPEC wird verhindert, die USA einigen sich mit den OPEC-Staaten und ihren Unterstützern. Die fahren den Ölpreis nicht allzu hoch, um die US-Konjunktur und die Weltwirtschaft nicht zu abzuwürgen. Doch vielleicht landet diesmal tatsächlich ein schwarzer Schwan auf dem Parkett. Grund genug für die Bernstein Bank, sich dieser schwelenden Krise zu widmen.

Petrodollars als nukleare Option

Klar ist, dass sich die Stimmung zwischen den USA und den Saudis kontinuierlich verschlechtert hat. Vorige Woche meldete Reuters unter Berufung auf nicht namentlich genannte Personen aus dem Umfeld der saudischen Energiepolitik Folgendes: Saudi-Arabien habe gedroht, den Dollar fallen zu lassen. Künftig könne das Land sein Öl auch für andere Währungen verkaufen, falls die OPEC das Ziel einer amerikanischen Anti-Kartellgesetzgebung werde. Riad habe den Plan mit anderen OPEC-Staaten diskutiert und dazuhin an die amerikanischen Behörden kommuniziert. Die Saudis wüssten, dass sie den Dollar als „nukleare Option“ einsetzen könnten. Werde NOPEC verabschiedet, dann werde die US-Wirtschaft auseinander fallen.

Angst vor NOPEC

NOPEC – konkret: No Oil Producing and Exporting Cartels Act – ist eine Art politischer Zombie, der schon länger umher wandelt, aber weder endgültig gekillt noch je richtig zum Leben erweckt wurde. Der Gesetzentwurf wurde erstmals im Jahr 2000 diskutiert. Laut ihm könnten OPEC-Staaten und ihre Unterstützer in den USA wegen Kartellvergehen angeklagt werden, was Haft und Enteignungen nach sich ziehen könnte. Noch ist NOPEC also kein Gesetz. Allerdings hat der Akt unter Donald Trump und einem aufsässigen Kongress Fahrt aufgenommen: Trump hat sich zwar als Präsident noch nicht dafür ausgesprochen; doch in einem Buch aus dem Jahr 2011 hat er ihn unterstützt. US-Energieminister Rick Perry hat jedoch schon gewarnt, dass NOPEC ungewünschte Konsequenzen haben werde.

US-Treasuries als Waffe

Auch erhält wegen NOPEC das Thema Staatsanleihen neue Brisanz. Schon vor rund drei Jahren hatten die Saudis das erste Mal mit dem Treasury-Säbel gerasselt: Riad werde US-Staatsanleihen im Wert von hunderten Milliarden Dollar auf den Markt werfen, meldete die „New York Times“. Dies, falls der Kongress ein Gesetz verabschiede, laut dem die saudische Regierung vor US-Gerichten für die Attentate vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht werden könne.
Seit dem Jahr 2004 haben die Saudis laut dem Finanzblog „ZeroHedge“ ihre Bestände an US-Treasuries von quasi Null auf aktuell rund 167 Milliarden Dollar hochgefahren. Die Zahlen wurden von „Asharq Al-Awsat“ unterstützt, das ist eine der größten arabischen Tageszeitungen: Demnach hielt Saudi-Arabien bis zum August 2018 US-Treasuries im Wert von rund 165 Milliarden Dollar. Die Vereinten Arabischen Emirate brachten es auf rund 60 Milliarden Dollar. Kuwait kam auf 43 Milliarden Dollar.
Bleibt noch Russland. Laut dem russischen Medium „RT“ hat der Kreml seinen Bestand an US-Treasuries bis vergangenen November von rund 97 Milliarden auf 13 Milliarden heruntergefahren und verstärkt Gold gekauft. Der Einfluss von Moskau ist somit noch gering. Auch Venezuela und Iran, die Öl nicht für Dollars verkaufen, machen keinen großen Unterschied.

De-Dollarization und Petro-Yuan

Doch ein Affront von Saudi-Arabien und den anderen arabischen US-Verbündeten wären ein bedeutendes Signal in der De-Dollarization. Dies könnte einen Prozess in Gang setzen, bei dem Investoren weltweit von einem Crash des Dollars und Treasuries ausgehen und diesen somit verstärken. Globale führende Besitzer von amerikanischen Bonds sind übrigens noch China und Japan, die beide auch schon ihre Bestände reduziert haben: Die Volksrepublik hält noch rund 1.200 Milliarden US-Dollar, Japan etwa 1.000 Milliarden.
Da die OPEC im Zuge einer Auseinandersetzung wahrscheinlich auch die Förderung drosselt, sollten CFD-Trader zudem Commodities im Auge behalten. Außerdem gibt es schon jetzt Versuche, eine andere Währung im Ölhandel zu etablieren: Den Yuan. Auch ihn sollten Anleger nicht außer Acht lassen.

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