Finger am Abzug im Persischen Golf

08.07.2019 – Special Report. Kaufen, wenn die Kanonen donnern – so lautet ein alter Leitspruch an der Börse. Tatsächlich könnte es bald wieder so weit sein. Denn der Iran prescht beim Thema atomare Aufrüstung voran. Ob die USA, Israel und Großbritannien dem Treiben tatenlos zusehen, bleibt abzuwarten. Bei einer Intervention steht die Welt vor einem Ölschock mit explodierenden Preisen und einem Einbruch der Börse.

Auf dem Weg zur Mullah- Bombe

Am gestrigen Sonntag schlug eine beunruhigende Nachricht auf dem Markt ein: Der Iran will die Urananreicherung über das erlaubte Maß hinaus hochfahren. Das Atomabkommen aus dem Jahr 2015 sieht eine Höchstgrenze von 3,67 Prozent vor. Irans Präsident Hassan Ruhani hatte zuvor angekündigt, wieder „unbegrenzt“ Uran anzureichern. In einer früheren Erklärung hieß es, Teheran werde auf 20 Prozent anreichern. Zuvor hatte das Land schon die Menge von 300 Kilogramm an niedrig angereichertem Uran überschritten, die das Land laut Atomabkommen behalten darf.
Wenn Uran zu 20 Prozent angereichert ist, dann ist der Weg zur A-Bombe relativ einfach. Der für nukleare Bomben benötigte Anreicherungsgrad liegt zwar bei etwa 90 Prozent. Doch die meisten Probleme gibt es bei den niedrigen Prozentgraden, danach geht die Sache recht flott. Dokumente, die der Atomenergiebehörde IAEA vorliegen und auch von den Israelis beschaffte Unterlagen belegen, dass Teheran an Kernwaffen gearbeitet hat und dabei relativ weit fortgeschritten war.

Sanktionen gegen den Iran

Teheran signalisierte inzwischen, gerne wieder den Vertrag zu erfüllen. Doch vorher müssten die USA die Sanktionen fallen lassen. Was unwahrscheinlich ist. Die Sanktionen reduzierten Teherans Ölexporte zuletzt von täglich 2,5 Millionen auf etwa 300.000 Barrel. Allerdings blüht der Schmuggel. Und den haben die Briten gerade teilweise unterbunden.
Britische Royal Marines hatten am Donnerstag den iranischen Supertanker „Grace 1“ wegen Verletzung der Sanktionen vor Gibraltar aufgebracht, er war auf dem Weg nach Syrien. Teheran kündigte an, als Vergelung ein britisches Schiff an die Kette zu legen. Am Freitag drohte der Geistliche Ajatollah Ali Mowahdei Kermani den USA außerdem damit, dass Iran den Persischen Golf bei einem etwaigen Angriff in ein „rotes Meer“ verwandeln werde. Zudem avisierte er einen Raketenangriff auf den israelischen Atomreaktor Dimona an.
Kermani reagierte damit auf eine Aussage von US-Präsident Donald Trump vor Journalisten in Washington: „Wir werden sehen, was mit dem Iran passiert. Der Iran muss sehr, sehr vorsichtig sein.“ An diesem Mittwoch soll auf Antrag der USA der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu einer Sondersitzung einberufen werden.

Israel im Visier

Damit ist auch der Frontverlauf recht klar gezeichnet. Der Iran wird versuchen, Israel in den Krieg mit hinein zu ziehen, um das meist israelfeindliche Europa und Arabien auf seine Seite zu ziehen. Tel Aviv hat schon mehrfach gewarnt, es werde eine atomare Bewaffnung des Iran nicht akzeptieren und notfalls alleine handeln, wie der israelische Außenminister Israel Katz jüngst dem Isreal Army Radio sagte. Auf dem Sicherheitsforum Herzliya Conference betonte er vor einigen Tagen, der Iran verlasse die „graue Zone“ und bewege sich in die „rote Zone“ – was Krieg bedeutet.
Übrigens attackiert Israel seit Monaten in Zusammenarbeit mit Ägypten Netzwerke des IS und Konvois des Iran auf dem Sinai. Die Ägypter haben Dutzende von Tunneln in den Gaza-Streifen hinein mit Abwasser oder Meerwasser geflutet, die israelische Luftwaffe hat nach Angaben der „Jerusalem Post“ mehrere mit Raketen beladene Lkw-Kolonnen im Sinai vernichtet.
Klar ist: Der Iran rüstet sowohl die Hamas als auch die Hisbollah seit Jahren mit Kurz- und Mittelstrecken-Waffen aus – zehntausende sollen es inzwischen sein. Sollte diese Raketen in großem Stil den israelischen Abfangschirm Iron Dome durchbrechen und sogar Giftgas eingesetzt werden, dürften die Israelis im Worst Case mit einem Atomschlag auf den Gaza-Streifen und den Südlibanon antworten. Vermutlich werden auch Hisbollah-Ziele in Syrien angegriffen, wobei sich aber wohl die Russen in den Weg stellen werden.

Enthauptungsschlag gegen Teheran

Was wird sonst wohl geschehen? Europa wird voraussichtlich wieder in die alten Appeasement-Reflexe verfallen und bis auf die Briten passiv bleiben. Vermutlich werden Moskau, Ankara und Peking gegen einen Angriff protestieren, aber wohl nicht zugunsten des Iran eingreifen. Die Angelsachsen werden wahrscheinlich ein großes Feuerwerk am Persischen Golf zünden. Bodentruppen will niemand – so bleibt ein massiver, kurz angelegter Luftschlag mit Bombern und Marschflugkörpern gegen nukleare Forschungsreinrichtungen, iranische Marine-Stützpunkte und Kasernen. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate könnten sich an einem Angriff beteiligen. Israel dürfte sich derweil Hamas und Hisbollah vornehmen.

Wall Street runter – Rüstung rauf

Bleiben die Szenarien für den Finanzmarkt: Wahrscheinlich werden die Wall Street, DAX und co. umgehend nach einem Angriff in die Knie gehen. Denn am Anfang wird unklar sein, ob es sich um einen limitierten Schlag oder eine groß angelegte Invasion handelt. In erstem Fall dürften sich die Kurse erholen. Im zweiten Fall dürfte die Börse weiter abrutschen. Denn wenn die Amerikaner wider Erwarten ihre Soldaten in einen Bodenkrieg schicken, dann wird es wohl über längere Zeit übel, auch am Aktienmarkt. Ach ja: Rüstungsaktien wären natürlich die Ausnahme – ein Konflikt dürfte hier die Kurse nach oben schicken, je länger desto stärker.

250 Dollar je Barrel?

Womit wir bei Erdöl wären. Unnötig zu erwähnen, dass der Ölpreis im Fall eines Krieges nach oben zischen würde. Wie hoch? Das kommt darauf an. Der Iran könnte mit Minen oder Schnellbooten die Ölroute durch die Straße von Hormuz schließen. Zudem könnten die Iraner Öl-Anlagen und Häfen der Saudis und Emiratis zerstören.
Die auf Energie spezialisierte Unternehmensberatung Geopolitics Central taxierte im Mai in einem Gastbeitrag für Oilprice.com den Ölpreis auf 250 Dollar je Barrel, falls der Export von 18 Millionen Fass pro Tag durch den Persischen Golf ausfalle – immerhin ein Fünftel des Weltmarktes. Merke: In einem solchen Fall hilft keine Chartanalyse, da der Worst Case noch nie eingetreten ist. Somit gilt für den Ölpreis: The sky is the limit.
Vermutlich wird Washington die Strategic Petroleum Reserve öffnen, um den Ölschock zu mindern. In der SPR lagern in gigantischen Salzdomen an der Küste von Texas und Louisiana rund 727 Millionen Fass Rohöl, was den gesamten US-Verbrauch für etwa einen Monat decken würde. Zudem würden die US-Produzenten verstärkt Öl pumpen fördern. Eine Gegenbewegung bei WTI auf der Short-Seite wäre also wahrscheinlich. Da heftige Volatilität garantiert ist, sollten Sie sich bei Deutschlands besten CFD-Brokern mit Bafin-Lizenz und leistungsstarken Servern auf etwaige Trades zu Zeiten des möglichen neuen Golfkrieges vorbereiten.

Flucht in Gold, Yen und Treasuries

Ansonsten dürften die Anleger in die üblichen sicheren Häfen flüchten: Gold, japanischer Yen und amerikanische Staatsanleihen. CFD-Trader sollten diese Assets im Speziellen und die Krise im Generellen also immer im Auge behalten – und regelmäßige Markt-Updates auf Ihrer Handelsplattform besonders aufmerksam beobachten.

Die Bernstein Bank wünscht uns allen einen friedlichen Ausgang der Angelegenheit und trotz allem erfolgreiche Investments!

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