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27.12.2019 – Special Report. Ein Toast auf das neue Börsenjahr: Nach der fulminanten Performance in 2019 blicken die Anleger voller Hoffnung auf 2020. Wir haben die interessantesten Long- und Short-Chancen für Sie identifiziert.

3.333 zum 03.03.

Das neue Jahr wird zunächst genauso weiterlaufen, wie das alte: Sowohl Federal Reserve als auch Europäische Zentralbank dürften ihre lockere Geldpolitik fortsetzen, um die Konjunktur anzukurbeln. Und das sollte die Börsen weiter nach oben treiben. Besonders griffig hat das Michael Hartnett, Chief Investment Strategist bei der Bank of America formuliert: Der S&P 500 werde am 3. März die Marke von 3.333 Zählern erreichen. Und die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe soll zum 02. Februar auf 2,2 Prozent klettern. Die Argumente dafür sind für Hartnett neben der Geldpolitik auch die Beseitigung der Brexit-Risiken und der Zoll-Deal zwischen China und den USA.
Doch es wächst die Gefahr, dass die Anleger zu optimistisch sind. So warnte Joseph Davis, Head of Investment Strategy bei Vanguard, das ist einer der größten Vermögensverwalter der Welt, gerade im Gespräch mit Bloomberg vor einem Rückschlag. Das Risiko einer Börsen-Korrektur von 10 Prozent oder mehr liege bei 50 Prozent. Davis schob nach, die meisten Anleger preisten ein Wirtschaftswachstum in den USA von satten 3 Prozent ein.

Impeachment – Short-Schock falls Trump geht

Eines der wichtigsten Polit-Events für den Finanzmarkt dürfte im Januar anstehen. Wahrscheinlich wird dann der republikanisch dominierte Senat die Amtsenthebung von US-Präsident Donald abschmettern. RBC Capital Markets meldete jüngst, 74 Prozent der Investoren gingen von einer Beerdigung der Angelegenheit im Senat aus – womit die Sache neutral wäre für Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq. Die Royal Bank of Canada schrieb weiter: 69 Prozent der Befragten glaubten, eine Entfernung von Trump aus dem Amt wäre negativ für Aktien. Eine unerwartete Amtsenthebung wird also die Wall Street beben lassen. Wenn Sie CFD oder online Aktien handeln, sollten Sie also die Angelegenheit unbedingt im Auge behalten.

US-Wahl – Problem für die Börse

Etwa ab dem Sommer wird der Wahlkampf in den USA auf Hochtouren laufen. Im Juli dürften die Democrats ihren Kandidaten für das Präsidentenamt auswählen. Steuererhöhung, offene Grenzen für alle, Straffreiheit für Drogen, Reparationen für illegale Asylanten – das sind einige Themen in den bisherigen TV-Debatten der Linken gewesen. Reines Börsengift. Achten Sie also auf die Meinungsumfragen in den regelmäßigen Marktupdates – sollten die Dems vor einem Sieg stehen, dürfte der Aktienmarkt abtauchen.
Um wie viel, versuchte die „Epoch Times“ zu prognostizieren. Das Blatt sammelte dazu die Statements einiger Starinvestoren. Beispielsweise von Ray Dalio, Leiter des größten Hedge Fonds der Welt – Bridgewater Associates; er erwartet demnach ein Minus der Wall Street um 22 Prozent, falls Elizabeth Warren gewinne. Paul Tudor Jones, Chef des Hedge Fonds Tudor Investments, sagte laut „Epoch Times“ bei einem Warren-Sieg einen Verlust von 26 Prozent voraus. Und Stanley Druckenmiller, Gründer von Duquesne Capital, sieht sogar eine Baisse von 30 bis 40 Prozent, falls die Senatorin siege. Jones ergänzte, ein Triumph von Trump werde den S&P 500 auf 3.600 Zähler schicken. Für Jones werde ein Sieg von Bernie Sanders den S&P 500 um 26 Prozent nach unten schicken; Joe Biden und Pete Buttigieg würden für eine Baisse um 11,5 Prozent sorgen.

US500Daily

Phase 1 und Phase 2 – wahrscheinlich versus kaum denkbar

Ebenfalls Anfang Januar dürfen sich die Anleger auf die Unterzeichnung von Phase 1 im Zollstreit zwischen China und den USA einrichten. Genau deshalb wäre eine erneute Verzögerung oder gar ein Platzen des Deals eine Short-Chance bei Dow, S&P 500, an der Nasdaq und im DAX. Falls das Abkommen doch kommt und die dann hoffentlich veröffentlichten Details den Anlegern gefallen, dürfte es den Bullen einen moderaten Schub geben. Interessant wird es dann auch bei den Futures auf Schweinebäuche, Weizen, Soja und Reis – die USA fordern von China ja Einkäufe bei US-Farmern in der Größenordnung von 40 bis 50 Milliarden Dollar per annum.
Zäh wird es danach wohl bei Phase 2: China soll nach dem Willen von Washington Industriespionage aufgeben und das Kopieren von Produkten beenden. Wir glauben nicht an einen solchen Deal in 2020 – er würde das chinesische Geschäftsmodell gefährden. Zumal Peking wohl den US-Wahlkampf abwarten wird. Alles in allem sehen wir dadurch bearische Faktoren für die US-Börse. Und auch für die chinesischen Indizes. Denn kurz vor Weihnachten warnte der chinesische Premier Li Keqiang laut Reuters im Staatsfernsehen, dass die chinesische Wirtschaft im kommenden Jahr vor einem enormen Abwärtsdruck stehen werde. Die Regierung werde mit Geld- und Fiskalpolitik darauf reagieren.

Erdöl – auf die Disziplin kommt es an

Sollte der chinesisch-amerikanische Zoll-Deal greifen, dürften die Ölpreise anziehen. Ansonsten wird im Energiemarkt viel, wenn nicht alles davon abhängen, ob in der OPEC+ Disziplin herrscht oder nicht. Falls ja, könnte die beschlossene Förderkürzung den Preis steigen lassen. Vor allem, da bei den US-Shale-Drillern eine Pleitewelle droht. Oder aber das Kartell ist so diszipliniert, dass die US-Förderer als lachender Dritter in die Bresche springen. Unnötig zu erwähnen, dass ein Black-Swan-Event wie ein Krieg am Persischen Golf den Ölpreis nach oben zischen lassen dürfte.

Sterling – es liegt an Boris

Beim britischen Pfund müssen Sie die Verhandlungen mit der EU im Auge behalten. Premier Boris Johnson will keinen Aufschub für das Festzurren der Brexit-Details über 2020 hinaus. Die Helaba urteilte: Wenn der britische EU-Austritt geordnet erfolge und während der Verhandlungen über das zukünftige Verhältnis zur EU Verwerfungen ausblieben, bestehe für das Pfund Aufwertungspotenzial. Doch es lauert die Gefahr eines chaotischen Brexit. Wenn die EU nicht so will wie London, dann geht das United Kingdom eben ohne eine Klärung. Mit entsprechenden Folgen für GBPEUR und GBPUSD.

Zinsdruck auf die türkische Lira

Ähnlich politisch ist die türkische Lira. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht weiter Druck auf die Notenbank. Der Schlüsselzins liegt derzeit bei 12 Prozent, dies demonstriere die Entschlossenheit der Zentralbanker, sagte Erdogan vor Weihnachten dem Sender NTV. Erdogan hat in Aussicht gestellt, dass die Zinsen nächstes Jahr auf eine einstellige Höhe sinken dürften. Im Sommer hatte der Leitzins noch bei 24,0 Prozent gelegen.
Die Commerzbank warnte, dass die jährliche Inflation auf 14 Prozent hinauslaufen dürfte. Damit frisst die Teuerung die Zinsen auf. Zudem ist der Coba-Analyse zufolge die Auslandsverschuldung der Türkei seit 2012 um 22 Prozentpunkte auf 62 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geklettert. Weiter fehlten der Zentralbank freie Devisenreserven. Ein Giftcocktail, der Unternehmens- und Bankenpleiten nach sich ziehen dürfte. Wie soll die Türkei so ausländisches Kapital anziehen? Coba-Analyst Tatha Ghose erwartet, dass ein neuer Inflationsschock USDTRY über 7,15 treiben dürfte.

Bitcoin noch nicht salonfähig

Europa und Amerika könnten mit entsprechender Regulierung den Markt austrocknen. Kurz vor Weihnachten sandte laut dem Blog „Cointelegraph“ Lael Brainard, Mitglied des Board of Governors der Federal Reserve, eine entsprechende Warnung aus. Auf der Veranstaltung “Monetary Policy: The Challenges Ahead” sagte der Geldpolitiker in Frankfurt, etwa die Hälfte aller Bitcoin-Transaktionen hätten mit illegalen Aktivitäten zu tun.
Zudem dürften autokratische Länder wie China oder die Türkei nicht mehr lange zulassen, dass eine unkontrollierbare Nebenwährung existiert. Und auch der iranische Präsident Hassan Rouhani forderte kurz vor Weihnachten in Malaysia laut der Nachrichtenagentur AP eine eigene moslemische Krypo-Währung.
Emden Research urteilte laut „Manager Magazin“ ergänzend, insgesamt fehle es an Impulsen für die älteste und wichtigste Cyber-Devise. So warteten Anleger immer noch auf einen börsennotierten Bitcoin-Fonds (ETF) und auf klare Regeln der Finanzaufseher. Bleibt noch der Hinweis auf das Bitcoin-Halving, das etwa in der Woche ab dem 18.Mai anstehen dürfte. BTC ist auf 21 Millionen Stück limitiert, derzeit zirkulieren rund 18 Millionen BTC. Meist ist der Preis nach dem Halving gestiegen.
Wir meinen: Einen bullishen Fakt gibt es noch. Sollten die Notenbanken der Welt weiter den inneren Wert ihrer Währungen durch Zinssenkungen aushöhlen und die Regulierung auf sich warten lassen, könnten die Kryptos zum Fluchtpunkt für die gebeutelte globale Mittelschicht werden.

Reservewährung Gold

Doch wohin sonst mit den Ersparnissen in Zeiten der Negativzinsen? Vielleicht zum Gold. Das Blog „The Daily Reckoning“ rechnet mit einer Menge „Dark Money“, das in Edelmetall fließt und erwartet eine Nachzügler-Rallye im Goldpreis. Und Goldman Sachs riet Anfang Dezember Anlegern, die mit langem Zeithorizont für die Rente sparen, zu Gold. Wir meinen: Bei einer globalen Hausse am Aktienmarkt dürfte der Goldpreis im kommenden Jahr vermutlich eher seitwärts oder gar abwärts tendieren. Sollten die Börsen aber abtauchen, dürfte die Reservewährung dagegen gefragt sein. Und goldbasierte Währungen wie der südafrikanische Rand oder der australische Dollar entsprechend von einem Boom bei Edelmetallen profitieren.
Die Bernstein Bank wünscht erfolgreiche Trades im neuen Jahr – wir halten Sie auf dem Laufenden!


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